: Kugeln aus der Kugelmühle Fürstenbrunn, Salzburg, aus Untersberger Marmor, in verschiedenen Fertigungsstufen (vorbehauen, geschliffen, poliert) . ÖMV/69.480-69.484 © Volkskundemuseum Wien
Kugeln aus der Kugelmühle Fürstenbrunn, Salzburg, aus Untersberger Marmor, in verschiedenen Fertigungsstufen (vorbehauen, geschliffen, poliert) . ÖMV/69.480-69.484 © Volkskundemuseum Wien
: Bladerlglasl, ÖMV/12.000. Foto: Monika Maislinger © Volkskundemuseum Wien
Bladerlglasl, ÖMV/12.000. Foto: Monika Maislinger © Volkskundemuseum Wien
: Schnapsflasche mit Alpenblumen, ÖMV/78.821 © Volkskundemuseum Wien
Schnapsflasche mit Alpenblumen, ÖMV/78.821 © Volkskundemuseum Wien
: Uranglas in der Passage des Volkskundemuseum Wien. Foto: Gesine Stern © Volkskundemuseum Wien
Uranglas in der Passage des Volkskundemuseum Wien. Foto: Gesine Stern © Volkskundemuseum Wien
: Schreibzeug (Behältnis für Tintenfass, Streusandbüchse und Federkiele) aus einer Gmundner Fayencewerkstatt, ca. 1750. ÖMV 22.589 © Volkskundemuseum Wien
Schreibzeug (Behältnis für Tintenfass, Streusandbüchse und Federkiele) aus einer Gmundner Fayencewerkstatt, ca. 1750. ÖMV 22.589 © Volkskundemuseum Wien
: Kachelofen, genannt "Ofenbäuerin" oder "Annamirl" © Volkskundemuseum Wien
Kachelofen, genannt "Ofenbäuerin" oder "Annamirl" © Volkskundemuseum Wien

Keramik | Glas | Stein

Der Sammlungsbereich umfasst Objekte aus natürlich in der Erde vorkommenden Materialien. Im Fokus der Sammeltätigkeit standen und stehen Objekte aus handwerklicher Produktionsweise, der eine besondere Aussagekraft zugeschrieben wurde. Befragt werden die Objekte nach ihrer Verwendungsgeschichte, nach Herstellungstechniken, Formen und Symbolik.
Themenbereiche: Sämtliche Gefäßformen und Herstellungstechniken
Geographische Ausdehnung: Europa; Spezialsammlungen: aus dem böhmisch-mährisch-schlesischen Raum, Deutschland (Altenburg, Bunzlau, Kröning, Zittau), Bretagne, Italien (Monfalcone, Pesaro, Römische Campagna), Istrien, Bosnien, Baskenland, Tirol und Südtirol, Ober- und Niederösterreich, Salzburg, Steiermark, Westungarn (Sopron), Galizien, Bukowina, Slowakei, Rumänien (Siebenbürgen)
Zeitliche Einordnung: 17.-20. Jh.
Umfang: rund 15.000 Objekte
Kustodin: Claudia Peschel-Wacha (claudia.peschel-wacha@volkskundemuseum.at)

Die Bedeutung der Keramiksammlung beruht auf ihrer großen Stückzahl und ihrer geographischen Ausdehnung. Sie weist Objekte mit flacher oder hoher Grundform auf: Becher, Tasse, Flasche, Kanne, Krug, Schale, Schüssel, Teller, Topf, Deckel sowie Sonderformen wie Kerzentauchbehälter, Model für Krippenfiguren, Weihwassergefäße, Schreibzeuge, Geflügeltränken, u.a.m. Sie wurden entweder frei gedreht, in die Form gedreht, aufgebaut oder auch gegossen. Von Beginn an sammelten die Museumsgründer auf ihren Reisen Keramik aufgrund ihrer ästhetischen Qualität und der Tatsache, dass sie in handwerklicher Manier und nicht serien- bzw. fabriksmäßig hergestellt wurde. Ähnliche Stücke wurden in großen Mengen als Vergleichsobjekte direkt vom Hersteller angekauft (irdene Gefäße aus Werkstätten in Bosnien, Südtirol, Galizien und im Raum Sopron).
 
Hoch im Ansehen stand im 19. Jahrhundert die Majolika, darunter ganz besonders die sogenannten Habaner Fayencen, von denen das Museum eine bedeutende Sammlung besitzt (u. a. aus dem Bestand des ehemaligen Ethnografischen Museums Schloss Kittsee). Zu den wertvollsten Objekten gehören Fayencen aus Salzburger und Gmundner Werkstätten (beispielsweise die Godenschalen), aus Mähren (Wischau, Sternberg), aus Italien (die sogenannten Krainer Krüge). Über die Vermittlung des Keramikfachmanns Alfred Walcher Ritter von Molthein kam auch spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Hafnerkeramik dazu. Die Sammlung ist von internationaler Bedeutung, birgt sie doch Einzelstücke zu speziellen Themen (Essigfass und Apothekerflasche aus Steinzeug) bzw. ermöglicht durch die breite räumliche Provenienz einen zentraleuropäischen Überblick (beispielsweise Wasserbehälter, Scherzgefäße oder Schreibzeuge). Beispiele der neueren keramischen Materialien Steingut (aus Böhmen und aus Wilhelmsburg in NÖ) sowie von Gebrauchsporzellan des 19. und 20. Jahrhunderts (Bierkrugdeckelmedaillons oder ein Konvolut Andenkenbecher) sind ebenso in ansehnlicher Anzahl vertreten.

Zur Gruppe der österreichischen Alpenblumen-Keramik zählt auch die Prinzess-Keramik der 1930-1950er Jahre aus Wien. Einen guten Querschnitt über das Schaffen zeitgenössischer KeramikerInnen geben die Schenkungen nach einer Sonderausstellung über niederösterreichische Töpfer im Jahre 1997 sowie die Übernahme des keramischen Nachlasses der Linzer Künstlerin Helga Mücke im Jahre 2012.
Themenbereiche: Essen und Trinken, Beleuchtungsgeräte, Religion und Glaube, Apotheke, Haushaltsobjekte
Geographische Ausdehnung: Venedig, Südtirol, Tirol, Salzburg, Steiermark, Oberösterreich (v. a. Freudenthal), Niederösterreich, Wien, Böhmen (Böhmerwald) und Mähren, Deutschland (Franken, Oberbayern)
Zeitliche Einordnung: 17.-20. Jh. (Schwerpunkt 19. Jahrhundert)
Umfang: etwa 970 Objekte
Stand der Digitalisierung: 90%
Kustodin: Claudia Peschel-Wacha (claudia.peschel-wacha@volkskundemuseum.at)

So wie andere Sammlungen des Museums bietet auch die Glassammlung einen Querschnitt durch den materiellen Besitz breiter, überwiegend bäuerlicher Schichten aus der Neuzeit. Die Palette ist weit gespannt, sie umfasst ?Schnapsflaschen, Weinkaraffen, Becher, Krüge, Scherzgefäße, Trinkgläser, Öllampen, Kerzenständer, Schusterkugeln, Weihwasserbehälter, Wallfahrtsgläser, Kelche, Apothekerflaschen- und dosen und Becher, aber auch Glättkeulen, Tischfässchen, Barometer und Schnupftabakfläschchen.

Bei den ältesten Objekten handelt es sich in erster Linie um Schnapsflaschen, die in eigenen Werkstätten für ein überwiegend ländliches Publikum geschaffen wurden. Sie sind zumeist aus transparentem Glas, wurden mund- oder formgeblasen und mit Emailfarben verziert. Motive aus dem Themenkreis Liebe, Treue und Hochzeit bezeugen ihre Funktion als anlassbezogene Geschenke. Gläser in Tierform und Krüge mit verstecktem Trinkmechanismus (Vexierkrüge) waren beliebte Scherzgefäße bei geselligen Zusammenkünften.

Glas kann auch in sich gefärbt sein (Nabelflaschen aus grünem Waldglas, Flachflaschen aus kobaltblauem Glas, Milchglas), innen mit Silber überzogen sein (Bauernsilber) oder außen mit Wachs umhüllt. Eine Verbindung zum Lebensbrauch steht hinter den Bezeichnungen Patenweinflasche, Soldatenglas und dem kunstvoll geschliffenen Freundschaftsbecher. Im Bestand befinden sich auch Karlsbader Sprudelgläser und Freimaurerbecher. Einzigartig ist ein Milchglasbecher mit Zwischengoldradierung (ÖMV/5.305), der vermutlich von Joseph Mildner aus Guttenbrunn stammt und um 1790 hergestellt wurde.

Bis 1914 war der größte Teil des Bestands bereits inventarisiert. Eine umfangreiche Gruppe an schlichtem Gebrauchsglas und Keramikziergegenständen kam in den Jahren 1989/90 durch eine Schenkung von Josef Riedl und Henriette Kossegg aus Wien dazu.

Zuletzt erhielt die Glassammlung Zuwachs in Gestalt von ca. 90 sogenannten Urangläsern. Diese Beispiele einer gelblich bis grün fluoreszierenden Glasart gelangte im Jahre 2018 durch eine Schenkung von Franz Dworzak aus Wien ans Museum. Die Sammlung enthält sowohl Repräsentations- und Dekorationsobjekte aus dem 19. Jahrhundert, deren Dekore von Hand geätzt oder geschliffen wurden, als auch unterschiedliche Gebrauchsgegenstände aus Pressglas wie eine Butterdose, ein Tinten- und Streusandfass und ein Apothekengefäß.
Themenbereiche: Solitäre Stücke von Ofenteilen (alle Kacheltypen sowie Ofenplastiken), 14 vollständige Öfen, ein Küchenherd, einzelne Fliesen
Geographische Ausdehnung: entsprechend der Entstehungsgeschichte des Kachelofens vor allem aus dem alpinen Raum (überwiegend Tirol und Südtirol, Salzburg, Ober- und Niederösterreich) sowie auch aus Zentral- und Osteuropa (Böhmen und Mähren, Galizien, Bukowina)
Zeitliche Einordnung: vor allem 16.-18. Jh.
Umfang: rund 700 Objekte
Kustodin: Claudia Peschel-Wacha (claudia.peschel-wacha@volkskundemuseum.at)

Die Geschichte von Kachelsammlungen reicht in das 19. Jahrhundert zurück, als gelehrte Bevölkerungsschichten die Ofenhafnerei als Kunsthandwerk entdeckten, in dem sich der kulturelle Stand einer Gesellschaft spiegelte. Denn der Kachelofen hatte neben seiner Heizfunktion auch eine besondere Stellung als Repräsentationsobjekt im Wohnbereich. Kacheln waren mit unterschiedlichen Motiven verziert, das bildete den Anstoß zum Sammeln. Dargestellt sind weltliche (Jagdszenen, Hirsche, Allegorien, Fabeltiere, Wappen …) sowie sakrale Szenen (die vier Evangelisten, die vierzehn Nothelfer, Szenen aus der biblischen Geschichte und vieles mehr). Erwähnenswert sind neben den Kacheln mit figuralen Motiven auch jene mit einem sogenannten Tapetenmuster, das beim Aneinandersetzen ein ergänzendes und den ganzen Ofen umfassendes Muster ergibt. Model für Kachelöfen dienten dem Hafner auch zur Fertigung von Schreibzeugen, von denen das Volkskundemuseum eine ansehnliche Sammlung von etwa 100 Stück besitzt.

Beginnend im Jahre 1896 mit Objekten aus der umfangreichen Sammlung von Franz Spitzer, gelangten die meisten Einzelkacheln und Ofenteile durch weitere Schenkungen und Ankäufe privater Bestände schon vor 1924 in das Museum. Die Sammlung von Alfred Walcher Ritter von Molthein umfasst bedeutende Renaissanceobjekte, weitere Objektgruppen gehen zurück auf Sammlungen des Rittmeisters Ladislaus von Benesch, von Franz Schenner, Lázár Schneider, vom Grafen H. Wilczek und von A. Menghin. Aus der Kollektion des Thronfolgers Franz Ferdinand gelangten sechs ganze Kachelöfen in den Museumsbestand.

Der Kachelofen ist trotz modernster Heizungssysteme bis heute ein beliebtes Heizgerät. Bedauerlicherweise fehlen in der Sammlung Kachelbeispiele aus dem 20. und 21. Jahrhundert.
Themenbereiche: Essen und Trinken, Beleuchtung, Religion und Glaube, Medizin, Totenkult
Objekte: Talglampen, Mörser, Reibsteine, Gewicht, Tintenfass, Hauszeichen, Grenzstein (Weisel), Kugelsteine, Grabsteine, Skulpturen  
Geographische Ausdehnung:  Südtirol, Tirol, Vorarlberg, Salzburg, Niederösterreich, Wien, Sachsen (Erzgebirge), Böhmen (Böhmerwald), Albanien
Zeitliche Einordnung: 15.-20. Jh.
Umfang: etwa 100 Objekte
Stand der Digitalisierung: 90%
Kustodin: Claudia Peschel-Wacha (claudia.peschel-wacha@volkskundemuseum.at)

Im Jahre 1914 wurde eine Gruppe von Gefäßen aus Zöblitzer Serpentinit von einem Privatsammler angekauft. Dieses metamorphose Gestein wird in sächsischen Steinbrüchen abgebaut. Es hat eine schwarze Farbe mit leichtem Grünstich, ist polierfähig und frostbeständig. Durch seine gute Verarbeitungsfähigkeit auf der Drechselbank wurde der Serpentinit für alltägliche Geräte der Hauswirtschaft verwendet, z. B. für Krüge, Fässchen, Schraubgefäße, Teller usw. Eine Metallfassung durch einen Zinngießer verbesserte die Handhabung und schützte die Gefäße vor Beschädigung.

Steinmörser waren nicht nur in Apotheken sondern auch in Haushalten in Gebrauch. Der zum Reiben verwendete Stössl konnte aus Metall und ebenso aus Stein sein, Reibstein genannt. Der sogenannte Brisiltabakscherm ist ein Mörser in der Form eines Guglhupfmodel mit Mittelzapfen. Er diente zum Zerstoßen bzw. Zerreiben von Tabak zu Schnupftabak, dem Schmalzler oder Brisil, wie er im Böhmerwald beliebt war.

Das Museum verwahrt auch eine kleine Sammlung an Grabsteinen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Der Sammeloffizier Leopold Forstner übergab dem Museum 1917 Grabsteine mit türkischen Inschriften von Anhängern des Mevlevi-Derwisch-Ordens aus Tirana in Albanien. Aus einem Friedhof in Ysper in Niederösterreich sowie aus Luxdorf in Böhmen stammen mehrere Grabplatten mit deutschsprachigen Inschriften.

Skulpturen wie Löwen als Konsolenfiguren bei Kaminen oder Hauseingängen und Heiligenfiguren aus Sandstein sind handwerkliche Produkte von Steinmetzen und Steinbildhauern aus dem Mittelalter. Sie wurden in verschiedenen Werkstätten und aus unterschiedlichen Gesteinsarten gefertigt oder haben sich als Abgüsse von solchen in der Steinsammlung erhalten.

Reproduktionsanfragen

Elisabeth Egger
elisabeth.egger@volkskundemuseum.at
Wegen der anstehenden Generalsanierung können nur mehr Anfragen nach bereits bestehenden Digitalisaten bedient werden.